Wähle einen Beruf den du liebst und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten“
Konfuzius
Im Sommer ist mein Hobby mein Beruf. Dann bin ich in den Bergen unterwegs und begleite Gäste bei mehrtätigen Hüttenwanderungen.
Mein Besitz reduziert sich dann auf meinen Rucksack und wenige wichtige Dinge, die ich für das Wandern am Berg und in der Hütte brauche.
Meine Welt begrenzt sich auf die Bergpfade zwischen den Hütten. Nichts anderes im Kopf als meine Gäste gut und entspannt bei ihren Bergerlebnissen zu begleiten. Ich lebe dann auf den Hütten. Ich drinke, esse und schlafe dort und brauche mir um diese Grundbedürfnisse keine Gedanken machen.
Viele Wochen durchquere ich die Alpen. Ihr könnt euch vorstellen wie vielfältig die Landschaft sich präsentiert. Üppige Wiesen und Wälder, saftige Almen mit Kühen, karge Berghänge die von Ziegen und Schafen bevölkert sind. Ganz speziell die Walliser Bergziege, eine seltene Rasse, die bis in die 3000 Region steigt. Weiter oben keine Vegetation, nur noch Steine am Weg und mächtige Gletscher im Blickfeld. Das Auge erfreut sich dann wieder unten im nächsten Tal am satten Grün.
Foto: Alfred Steiner
Großartig sind auch die Erlebnisse mit den Menschen, die mich bei diesen Wanderungen begleiten. Zwischen 6 und 10 Teilnehmer. Sie kommen meist zu zweit und kennen die anderen nicht. Immer wird daraus eine tolle Gemeinschaft. Es gibt viele lustige Begebenheiten zu erzählen. Ingrid aus Wien zum Beispiel wollte unbedingt die Alpen überqueren, denn jeder Österreicher sollte das im Leben einmal gemacht haben. Leider war sie überhaupt nicht schwindelfrei und fürchtetet sich schon auf normalen Bergpfaden. Ihr unsagbarer Wille und meine Hand haben ihr geholfen dieses Vorhaben zu erfüllen.
Im Niedertal am Übergang nach Südtirol lebt Schäfer Elmar. 1500 Schafe beaufsichtigt er im Sommer. Im Frühjahr werden die Tiere aus dem Schnalstal übers Hochjoch ins Hochtal getrieben. Transhumanz bezeichnen die Österreicher diese länderübergreifende Regelung.
An einem regnerischen kalten Tag haben wir bei seiner Hütte um Einkehr und einen heißen Tee gebeten. Wir durften eintreten und er hat uns außerdem eine gute Südtiroler Jause aufgetischt. Seither darf ich immer wieder zur Jause kommen. Meine Gäste sind jedesmal von dieser charismatischen Persönlichkeit und den leckeren Spezialitäten begeistert.
In einer Gruppe hatte ich Teilnehmer im Alter um die siebzig und gleichzeitig ganz junge Gäste im Alter von 25. Das hat mir im Vorfeld schon einiges Kopfzerbrechen bereitet. Es hat sich dann herausgestellt dass das junge Pärchen aus dem Norden Deutschland stammt und völlig unerfahren in den Bergen ist. Der junge Mann tätig bei der Bundeswehr, die junge Frau bei der Justiz. Beide also an Befehle gewöhnt und das hab ich schamlos ausgenutzt. So hab ich die beiden konditionell Starken befehlsmäßig bei schwierigeren Passagen mal am Ende der Gruppe und im leichten Gelände dann noch vorne geschickt. Die beiden Verliebten hatten ihren Spaß und am Ende der Tour jede Menge Blasen an den Fersen....
„Das Einzige worauf es beim Wandern ankommt, ist das Erlebnis“ (A.Heckmaier)